Dienstag, 14. Juni 2016

Der Jonas-Komplex





Das Buch "Der Jonas-Komplex" von Thomas Glavinic ist 752 Seiten lang und wurde als Hardcover vom Fischerverlag gedruckt.
 
Das Buch hat ein sehr interessantes, schönes Cover und eine robuste Hardcoverbindung. Die Seiten sind leider aus einem zu dünnen Papier.
 
Der Jonas-Komplex ist ein Pulp-Fiction-Roman, welcher uns ein Jahr lang mit sehr interessanten Menschen verbringen lässt. Der Roman hat 3 Handlungsstränge. Da ist zum einen ein 13-jähriger Schachspieler, der sehr intelligent ist und dessen Mutter ein Alkoholproblem hat. Dann gibt es einen Schriftsteller der ein Alkohol- und Drogenproblem hat und ständig mit allen möglichen Frauen was laufen hat und der einfach merkt das er altert. Dann lernt man einen reichen Weltenbummler kennen, dem nichts zu extrem ist und der ständig an seine Grenzen geht und dessen Freundin unbedingt mit ihm allein zum Südpol will.

Das Buch ist nach dem Buch Jona des Alten Testaments benannt und es soll Angst und Verlorenheit ausdrücken. Ein Zitat  aus dem Buch lautet: " Ich bin so. Überall sehe ich die Gefahr, nicht die Chance. Ich habe gelesen, das nennt man den Jonas-Komplex."

Meiner Meinung nach fängt der Jonas-Komplex die verlorene und ängstliche Stimmung gut ein.

Das Buch ist in einem sehr nüchternen Ton geschrieben, teilweise in derber Sprache, die ich nicht schlecht finde. Es hat aber leider kein Herz, dafür aber Hirn. Es regt definitiv zum Nachdenken an, vermittelt Lebensweisheit und ist auch wirklich sehr nah am aktuellen Zeitgeschehen. Inhaltlich werden einige politische Themen wie Griechenland und die Flüchtlingswelle angesprochen und auch der Tod von dem berühmten Sänger Lenny wird kurz erwähnt. Desweiteren werden auch Missstände in unserem Gesundheitssystem erwähnt, welches völlig gefühlskalt handelt ohne Rücksicht auf Verluste und Menschen unwürdig ihren Qualen überlässt. Ansonsten geht es um Themen wie Drogen, Sex, SM, ungeschützten Verkehr, Verlust und Tod. Am Meisten konnte ich mich selbst mit dem Schachjungen identifizieren und ich hab auch diese Passagen am liebsten gelesen. Da das Buch aber extrem lang ist und der Schreibstil stetig nüchtern/derb von Anfang bis Ende bleibt, hat es sich zwischenzeitlich doch ganz schön gezogen. Es hat mein Gehirn stimuliert, aber mein Herz nicht. Es hat keine tiefen Emotionen in mir ausgelöst und ich habe auch im ganzen Buch keine Spannung feststellen können. Es hat mich nicht mitgerissen und deshalb konnte es mich nicht überzeugen und bekommt von mir eine mittelmäßige Wertung. 

Fazit: Ein Pulp-Fiction Roman mit drei Handlungssträngen, welcher den Geist stimuliert, zum Nachdenken anregt und wichtige, aktuelle Themen aufgreift, aber mir zu wenig Herz hatte. Glavinics Schreibstil hat Feinde und Freunde, ich kann mich daher weder für noch gegen eine Empfehlung aussprechen und bewerte dieses Werk mit 3 Sternen. 

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